Von Maria L. erhielten wir folgendes Video und sie schreibt im Begleittext: „Ich spiele zwar noch nicht lange Golf, trotzdem meinen viele Mitspieler, dass mein Schwung sehr gut aussehe. Aber irgendwo ist da der Wurm drinnen, auch mein Pro, konnte mir nicht wirklich sagen, woran es liege (Chicken Wings war sein Kommentar) und wie ich diese „Flügerl“ vermeiden könnte.
Ich erbitte Analyse und Stellungnahme.“
Liebe Maria,
es ist immer wichtig, die Ursachen für einen Fehler zu finden und diese Ursachen an der Wurzel zu bekämpfen. Durch kleine Korrekturen können viele Fehler beseitigt werden, wobei oft die Gefahr besteht, einen Fehler durch einen anderen zu kompensieren.
Wir zerlegen daher Deinen Schwung in seine einzelnen Phasen, wobei zunächst Stand, Haltung und Griff in Ordnung sein müssen, sonst lässt sich daraus kein guter Schwung entwickeln. Mit dem Aufschwung legst Du schon die Grundlage für die Ebene des Schlägers im Abschwung und letztendlich für das Treffmoment. Im Treffmoment muss der Schlägerkopf square zur Ziellinie sein, das haben wir als Ziel des Golfschwunges festgelegt.
Nun, wie schaut das alles bei Dir aus. Fürs Erste wirklich ausgezeichnet was Stand, Haltung und Griff betrifft und auch Dein runder Schwung sieht auf Grund Deiner Größe sehr harmonisch aus. Ich werde daher nur auf die auffälligsten Abweichungen, die für Deinen Hauptfehler verantwortlich sind, eingehen.
Dein Pro hat schon richtig erkannt: Chicken Wings, denn das kann man auch ohne Videoanalyse sehen.
Was sind Chicken Wings eigentlich?
Sie sind eine falsche Bewegung im Durchschwung des Schlägers, ein Abwinkeln im Ellbogen (daher der Vergleich mit den Wings), ein Wegführen besonders des linken Armes vom Körper mit gleichzeitigem Abwinkeln und Heben des Ellbogens. Dies ist auch häufig der Grund für Slices, getoppte Schläge und fett getroffene Bälle. Vor allem: Du verlierst jede Menge Länge und Präzision in Deinem Schwung.
Gründe gibt es einige dafür: Häufig passiert es im Abschwung, wenn sich der Schlägerschaft auf einer zu steilen Ebene dem Ball nähert. Der Schläger ist dann auf einer außen-innen-Bahn. Um ein Treffen des Bodens weit hinter dem Ball zu verhindern (fetter Schlag), hört der Spieler auf, seinen Unterkörper zu drehen, er streckt und führt den linken Arm nicht weiter, sondern biegt den linken Ellbogen, ja er zieht den linken Unterarm sogar dabei an.
Das ist aber bei Dir nicht die Ursache, sondern nur die grundsätzliche Angst, den Boden mit dem Schlägerkopf zu treffen und sich dabei zu verletzen. Von Übel ist in Deinem Fall noch der Schlag von einer Matte, einer wie ich meine harten Matte, die ein „unter dem Ball durchschwingen“ verhindert (es gibt auch Matten mit hohen Bürsten).
Wie wir immer wieder in den Artikeln hinweisen, erfolgt der Golfschlag durch den Ball durch
Strecken des etwas meist schon im Aufschwung (was aber kein wirklicher Fehler ist) gebeugten linken Armes beim Abschwung zum Treffmoment hin, sowie ein Strecken des rechten Armes und des rechten Handgelenkes durch den Ball. Für den Bruchteil einer Sekunde sollen beide Arme (siehe Foto) einige cm nach dem Treffmoment vollständig gestreckt sein (letztes Bild unten mit blauen Linien). |
Der rechte Unterarm (rechtes Ellbogengelenk) soll sich von der Hitposition aus durch das Treffmoment strecken, und erreicht erst nach der Berührung des Balles seine vollständige Streckung. Wenn Du diese Streckung des rechten Armes halten (fortführen) kannst, erreichst Du eine hohe Endposition, während der linke Arm im Finish absolut winkelt!!
Sicherlich hast Du schon einmal gehört: Zuerst den Ball, dann den Boden treffen. Der Schwungbogen erreicht den tiefsten Punkt nicht im Augenblick des Treffens, sondern erst nach der Ballberührung (siehe Skizze). Das Ergebnis ist meist ein Divot, ein aus dem Boden herausgeschlagener Rasenziegel.
Die Ursache bei Dir liegt also im Nicht-Vollständigen-Strecken des linken Armes beim Downswing und Nicht-Strecken des rechten Armes durch den Ball im Treffmoment. Du schwingst mit bei gleichzeitigem Hochziehen und Beugen der jeweiligen Ellbogen. Es ist bei Dir ein „Anziehen“ der Unterarme statt ein Strecken, ein Fallenlassen des Schlägerkopfes unter den Ball. |
Und wie verhindere ich dies?
Durch STRECKEN DER ARME.
Sehr hilfreich ist allein schon die Streckung des linken Armes im Abschwung. Sofort nach dem Übergang vom Auf- zum Abschwung strecke den linken Arm. Meist zwingt diese Massnahme auch den rechten Arm sich zu strecken. Aus einem einfachen Grund: Kommt der linke Arm gebeugt zum Treffmoment, dann ist der Radius zum Ball verkürzt und auch der rechte Arm wird trachten kurz zu bleiben. Umkehrschluss: Ist der linke Arm gestreckt, muss sich auch der rechte strecken!!
Aber unbedingt: Weg von der Matte!! Ein weicher Untergrund ist gefragt, eventuell Rasen mit Wasser tränken oder Höhenschnitt des Second Roughs.
2 cm hoch aufteen der Bälle, um wirklich durch den Ball ohne Angst durchzustrecken.
Du musst zum Lernen wissentlich strecken! Es sollen die „Fetzen fliegen“ – sprich Divots -nach dem Balltreff. Versuche die Endposition der gestreckten Arme (im Bild blau) zuerst nur als Trockenübung in der richtigen Position zu erreichen, merke Dir diese Position und versuche sie dann im Durchschwung zu erreichen. Diese Position ist aber nur als eine Durchgangsstation zu sehen, also versuche nicht, sie krampfhaft zu halten. Den gestreckten rechten Arm solltest Du aber doch gestreckt ins Finish führen. Und weil ich eben bei Krampf war, die Arme sollen sich auf Grund der Zentrifugalkraft, auf Grund des Schlägerkopfgewichtes (fast 1 Tonne), auf Grund des Schwunges strecken. Viele sagen auch durch den Release, durch das „Loslassen und frei Fliegenlassen des Schlägerkopfes“. Das freie Fliegenlassen ohne Verkrampfung streckt alleine Deine Arme.
Nimm als Antwort, was Dir gefällt und von dem Du meinst, dass es für Dich zutrifft.
Eines möchte ich aber doch noch anmerken: Selbst gute Spieler haben oft „ein Flügerl“ (gebeugter linker Ellbogen) im Treffmoment, was sie dabei aber ganz sicher haben ist ein vollständig gestreckter rechter Arm.
Und noch etwas ist mir aufgefallen: Am höchsten Punkt des Rückschwunges sollen Deine Handgelenke mehr abgewinkelt sein. Handgelenk und Schlägerschaft sollen mit dem Driver einen Winkel von 90° bilden, der sogar im Abschwung bis zur Hitposition gehalten werden soll. Aber hier zeigt sich erstmals im Schwung, dass Deine Handgelenke nicht frei arbeiten, zu fest geführt werden. Aber das zu korrigieren, ist schon wieder ein anderes Kapitel.
Ich habe die wichtigsten verbesserungswürdigen Punkte in den folgenden Bildern beschrieben.
Rufe das Video mit der Slowmotion von Retief GOOSEN, dem südafrikanischen Profigolfer, auf und studiere genau die Arbeit des rechten und linken Armes. Verwende den Stopbutton bei den einzelnen Schwungpositionen: höchster Punkt, Hitposition, Treffmoment, Followthrough und Finish.
Viel Spaß und lasse mal wieder von Dir hören.
Du sollst wissen, was Du tust!